Schwäbische Zeitung – Bericht vom 13.01.2014

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David Storl übertrifft die WM-Norm

Kugelstoß-Meeting um den Reifen-Göggel-Cup in Gammertingen.
Von Marc Dittmann
GAMMERTINGEN. Zwei Weltjahresbestleistungen in der Halle und zwei geknackte Normen für die Hallen-Weltmeisterschaften im Sopot/Polen (7. bis 9. März) sind das Fazit des Indoor-Meetings im Kugelstoßen in der Gammertinger Alb-Lauchert-Halle vor fast 600 Zuschauern am Sonntag. Zweifach-Freiluft-Weltmeister David Storl (LAC Chemnitz) stieß die 7,25 Kilogramm schwere Kugel im letzten Versuch auf 20,37 Meter, übertraf die WM-Norm um sieben Zentimeter und siegte im Beisein von Bundestrainer Sven Lang deutlich vor Marco Schmidt und Tobias Dahm. Bei den Frauen wuchtete Christina Schwanitz (LV Erzgebirge) das Sportgerät auf 19,27 Meter, gewann die Konkurrenz ebenso deutlich und löste zu diesem frühen Zeitpunkt das WM-Ticket. Im Vorfeld des Wettkampfs wurde Ralf Bartels, mehrfacher Medaillengewinner bei internationalen Meisterschaften verabschiedet.

„Naja, das war das Mindestziel“, sagte David Storl nach dem Wettkampf. „Kraft und Schnelligkeit haben in weiten Teilen schon gepasst, nur der Rhythmus und die Konstanz fehlen halt noch.“ Wen wundert es, denn Storl hatte nach dem Saisonende im September 2013 eine mehrwöchige Trainingspause eingelegt und war im November wieder ins Training eingestiegen. Dafür lieferte der 23 Jahre alte Doppel-Weltmeister von Daegu 2011 und Moskau 2013 einen mehr als ordentlichen Wettkampf ab und begeisterte die 600 Zuschauer in der Alb-Lauchert-Halle. „Mein Ziel war es heute, über die 20-Meter-Marke zu stoßen, das hat ja geklappt“, sagte Storl. Auch angesichts einer nicht gerade optimalen Wettkampfvorbereitung: Am Samstagabend hatte Storl in Dresden noch die Auszeichnung zu Sachsens Sportler des Jahres angenommen, war spät ins Bett gekommen und nach nicht einmal vier Stunden Schlaf wieder ins Auto gestiegen, um in den Süden der Republik zu düsen.

Und beinahe hätte Storl in Gammertingen – zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison – mächtig einen raus gelassen. Schon im Einstoßen wuchtete er mit steter Regelmäßigkeit die Kugel über die mit einer gelben Linie markierte WM-Norm von 20,30 Metern – im zweiten Wettkampfversuch landete die Kugel sogar über der 21-Meter-Grenze, doch stand er den Versuch nicht sauber und übertrat, so dass dieser ungültig gegeben werden musste.

„Für den Einstieg war die Leistung ganz okay“, meinte ein durchaus gelöst dreinblickender Bundestrainer Sven Lang. Da habe aber einiges heute noch nicht gepasst, schränkte er ein. „Die Sache mit der Norm war nicht so wichtig, unsere Spitzenleute müssen das jederzeit stoßen können. Fast höher einzuschätzen war die Leistung von Christina“, sagte Lang weiter. Bei Storl hätten zwar Schnelligkeit und Kraft gepasst, aber oftmals sei die Kugel zu oft zu schnell weggegangen. „Deshalb habe ich ja zwischendurch eine ziemlich finstere Miene aufgesetzt“, sagte Lang – und lachte.

In der Tat: Immer wieder korrigierte er seinen Schützling, nahm ihn beiseite und zeigte ihm Fehler in Haltung und Bein- und Fußstellung. Denn Lang weiß, was seinen Schützling in diesem Jahr erwartet. „Für eine Medaille braucht man in Sopot 22 Meter, das ist unser Ziel. Denn die Hallen-WM ist für die US-Amerikaner der Höhepunkt und der Pole Majewski will zu Hause sicher auch was reißen.“

Neuauflage 2015 mit Storl?

Ein weiteres, richtig zufriedenes Gesicht – wenn auch natürlich nicht auf dem Niveau des Weltmeisters – zeigte sich im Krauchenwieser Markus Reichle, der inzwischen für den VfL Sindelfingen startet. Er jubelte darüber, im letzten Versuch die 16-Meter-Marke geknackt zu haben. „Ich bin zufrieden. Eigentlich wäre ich schon mit einer 15-Meter-Weite zufrieden gewesen, aber so ist das natürlich besser. Das hier hat viel Spaß gemacht. Wir jungen Athleten profitieren ja von so einem Meeting, bei dem wir uns mit den Besten messen können. Ich bin erst seit drei Wochen wieder im Training“, meinte Reichle, der im Oktober ein Lehramtsstudium für die Grundschule an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg aufgenommen hat. „Mein Ziel sind die deutschen Juniorenmeisterschaften.“ Und noch einer strahlte übers ganze Gesicht: Meeting-Chef Uwe Mühlbauer: „Ich bin zwei Meter größer“, witzelte er und bestätigte die Idee einer Art Hallenpokal, in der er und Sven Lang die drei deutschen Kugelstoßmeetings Anfang des Jahres gerne einbauen würden.

Währenddessen – nach dem einen oder anderen belegten Brötchen, einem Getränk und vielen Autogrammen – machte sich David Storl wieder auf den Heimweg. Nicht ohne zu versprechen, 2015 wieder zu kommen. „Die Leute sind toll mitgegangen, so ein Meeting eigens für uns Kugelstoßer ist doch eine tolle Sache“, sagte Storl. „So etwas findet man in Deutschland nicht all zu oft“, und versprach: „Wenn die Einladung für 2015 kommt, bin ich wieder dabei.“ Und auch der Bundestrainer war voll des Lobes. „Sicher kommen wir wieder. Und auch in Biberach werden wir am 14. Juli starten“, bestätigte Lang und machte sich auf ins rund 500 Kilometer entfernte Kienbaum. An der dortigen Sportschule steht ab Montag bereits der nächste Lehrgang an. „Wir fangen um 10.30 Uhr mit ein bisschen Stabi an“, gab er seinem Schützling mit auf den Weg. Wieder sprach alles für eine kurze Nacht…

(Quelle: http://www.schwaebische.de/region/sigmaringen-tuttlingen/bad-saulgau/bad-saulgau-sport_artikel,-David-Storl-uebertrifft-die-WM-Norm-_arid,5567394.html – Erschienen: 13.01.2014 14:20)