Kugelstoß-Gala: Athleten danken mit guten Weiten
Von Gabriela Thoma
GAMMERTINGEN. So muss Leichtathletik sein. Weltmeister versammeln sich in einer Schulsporthalle und bieten in der vermeintlichen Provinz restlos begeisterten Zuschauern einen attraktiven Wettkampf. Dieser großartige Wurf und damit eine famose Werbung für die olympische Kernsportart ist dem TSV Gammertingen mit seiner perfekt organisierten Kugelstoß-Gala geglückt. Davon wird man noch lange sprechen.
»Da muss ich den Hut ziehen. Das ist eine ganz starke Sache. Da komme ich gerne wieder.« Kugelstoß-Weltmeister David Storl aus Chemnitz freute sich riesig über die frenetische Anfeuerung von 500 Sportfans in der Alb-Lauchert-Halle und bedankte sich mit einer Siegesweite von guten 20,37 Metern.
Damit hatte der 23 Jahre alte Olympia-Zweite von 2012 in London gleich in seinem allerersten Saison-Wettkampf die geforderte Norm für die Hallen-WM im polnischen Sopot Anfang März um sieben Zentimeter überboten. Ehe ihm dies aber in dem hochklassigen Wettkampf im sechsten Versuch glückte, in dem Marco Schmidt vom SC Yburg Steinach mit 19,43 m Zweiter und Tobias Dahm vom VfL Sindelfingen mit 18,95 m Dritter wurden, hatte er schon ein größeres Versprechen abgeliefert. Storls zweiter, aber nicht gestandener Versuch dürfte locker über 21 Meter gewesen sein.
»Ich bin heute zwar erst angereist und hier aus dem vollen Training heraus angetreten, und doch habe ich schon gezeigt, wohin es gehen kann. Allerdings war mein Rhythmus noch nicht gut.« Mehr als über seine eigene Leistung war das deutsche Jahrhunderttalent von der Atmosphäre bei seiner Premiere auf der Schwäbischen Alb angetan. »Kugelstoßen ist ja eine spektakuläre Disziplin. Aber im Sinne der Leichtathletik muss man für die Zuschauer so wie hier eben auch wirklich etwas daraus machen«, sagte er. Wie Storl stieß auch die Zweitbeste der Welt, Christina Schwanitz vom LV Erzgebirge, von den lautstarken Fans beflügelt gleich auf Anhieb die erforderliche Qualifikationsweite von 17,80 m für die Hallen-WM. Mit jedem ihrer vier gültigen Versuche lag die 28-Jährige weit über 18 Meter, um schließlich mit fantastischen 19,27 Metern zu gewinnen. Das bedeutet Jahres-Weltbestleistung. »Die Zuschauer waren klasse. Sie haben uns viel Spaß bereitet und noch einmal etwas aus uns herausgelockt. So konnten wir uns mit Leistungen bedanken. Und ich habe gleich ein Ausrufezeichen gesetzt.« Christina Schwanitz genoss es sichtlich, im Mittelpunkt zu stehen. »Schließlich sind es ja die Werfer, die für Deutschland immer die internationalen Medaillen holen«, betonte sie trefflich.
Gleichwohl werden vor allem die Kugelstoßer in den Stadien immer in den Schatten der anderen Disziplinen gedrängt. Nicht so in Gammertingen. Flankiert von Cheerleadern und mit Kindern an der Hand liefen sie wie sonst nur die Fußballer in die Halle ein. Ihr knackig dargebotener Wettkampf wurde außerdem mit fetziger Musik garniert. »Man spürt, wie viel Herzblut hier drinsteckt. Danke«, zollte Deutschlands zurückgetretener, aber jahrelang bester Kugelstoßer Ralf Bartels den Machern um den stolzen Uwe Mühlbauer (»Ich bin einfach nur glücklich«) großen Respekt. Er betreut gemeinsam mit Junioren-Bundestrainer Gerald Bergmann eine Armada an Talenten des SC Neubrandenburg. Auch der Neubrandenburger U 18-Weltmeister Patrick Müller zeigte an der Lauchert, was in ihm steckt. In seinem ersten Wettkampf in der U 20 stieß er die 6-kg-Kugel auf die Siegesweite von 19,59 Meter und deutete an, warum der DLV ihn hinter Storl als künftige Nummer zwei sieht.
»Ich wollte die 20 Meter von ihm sehen, aber ihm hat etwas die Frische gefehlt«, sagte Bergmann und lobte für seinen Schützling bei der U 20-WM im Sommer in den USA eine Medaille als Ziel aus: »Dafür muss und wird er 21,20 Meter stoßen.« Der so Gelobte staunte derweil über die große Aufmerksamkeit auf der Alb: »Das hat Spaß gemacht. Und so viele junge Leute waren hier. Das gibt’s selten. Das ist cool.« (GEA)
Eine wunderschöne Bildergalerie mit tollen Bildern unserer Veranstaltung gibt es hier zu bestaunen.